2.1. Stil des öffentlichen Verkehrs

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Stil des öffentlichen Verkehrs [T. S. Glušak, S. 31-33]

Die soziale Funktion dieses Stils ist die Ermöglichung der offiziellen Verständigung zwischen den öffentlichen Behör¬den, öffentlichen Organisationen und der Bevölkerung. Dabei muss die Bevölkerung, also der Empfänger der Infor¬mation, zu einem bestimmten Verhalten gebracht werden, ihre Handlungen müssen offiziell geregelt werden. Daher auch die voluntative Funktion, die diesem Stil innewohnt. W. Fleischer und G. Michel bezeichnen ihn als „funktiona¬len Stiltyp der Direktive" [37, S. 264]. Der offizielle Stil ist in Amtsdokumenten, offiziellen Mitteilungen, Vorträgen, Ansprachen, Gesetzbüchern, Verordnungen usw. verkör¬pert. Die Gesamtheit dieser Quellen bildet das Material zur Erforschung des Stils.

I. Extralinguistische Stilzüge. Da der Ver¬kehr im offiziellen Bereich konkret sachbezogen ist, gilt die Sachlichkeit als eine der Hauptqualitäten des Stils. Sie bedingt in hohem Grad seinen Wortschatz. Zum zweiten wichtigen Merkmal gehört das sachbedingte Fehlen von Individualität — die Unpersönlichkeit des Stils. Weiter müssen seine Förmlichkeit, das Fehlen von Emotionalität genannt werden. Die Präzision ist auch einer der Stilzüge, die mit dem Streben nach Verdeutlichung verbunden sind. In diesem Sinne kann man auch den Stilzug „Eindeutig-keit" erklären [37, S. 264].

Wie die Sprachforscher unterstreichen, wurzelt der Stil des öffentlichen Verkehrs (der Amtsstil) im alten deutschen Kanzleistil. Daher stammen seine Steifheit, manche veral¬tete Formen, weswegen der Stil oft schwerfällig und unbe¬wegt wirkt. Manchmal bezeichnet man den offiziellen Stil als „papiernes Deutsch" (Papierdeutsch).

II. Linguistische Stilzüge. An der lexischen Seite des Stils (in seinem Wortschatz) tritt in den Vorder¬grund die sogenannte funktional gefärbte Lexik — spezielle sachliche Bezeichnungen, darunter Termini, nicht selten Fremdwörter, Formulierungen und Fachausdrücke amtli¬chen Charakters als erstarrte sprachliche Formeln, wie z.B. vonstatten (дальше) gehen, unter Anwendung aller Kräfte, unter Ausnutzung, Heranziehung usw. Typisch ist für diesen Stil die Verwendung von Pronominaladverbien: hiermit, hiervon, hierfür usw.; allgemeiner Verben: unternehmen, durchführen, vornehmen, erfordern usw.; bestimmter „Amtspräpositionen": zwecks, laut, infolge, gemäß u. a. In diesem Stil erscheinen oft Streckformen (verbal-substan¬tivische Wortverbindungen): zur Verlesung bringen, zur Durchführung bringen, unter Beweis stellen, in Kenntnis setzen usw.

Dem Stil und seiner Lexik ist überhaupt eine mehr oder weniger gehoben-offizielle Färbung eigen, Sehr produktiv sind zusammengesetzte Substantive (aus dem Streben nach Verdeutlichung), abstrakte substantivische Wörter auf -ung, -heit, -keit, substantivierte Infinitive. Sie stehen alle im Dienst des Nominalstils.

Die grammatische Seite des Stils ist ihrerseits durch spe¬zifische Besonderheiten gekennzeichnet. Vielgliedrige und lange Einfachsätze bilden ein auffallendes Merkmal sach¬lich-offizieller Texte. Die Tendenz zur Nominalisierung offenbart sich in der vorwiegend substantivischen Satz¬struktur: Substantive besetzen alle Satzpositionen, sogar die des Prädikats, sie entwickeln umfangreiche Gruppen — Substantivgruppen (Blockbildungen) — um sich, die ganze Ketten von Genitivattributen einschließen können. Ge¬bräuchlich sind Passivkonstruktionen zur Gestaltung un¬persönlicher Aussagen, Partizipialgruppen und andere syntaktische Gruppen. Ein ganz spezifisches Merkmal ist das Vorkommen von Imperativformen. Das hängt damit zusammen, dass dadurch offizielle Anordnungen, Vorschrif¬ten, Anweisungen ausgedrückt werden. Manchmal erschei¬nen elliptische Sätze: Sie dienen dem Reklamezweck sowie dazu, bestimmte Anweisungen, Überschriften, Aufforderun¬gen u. a. zu verdeutlichen. Zu den archaischen Formen und Konstruktionen der grammatischen Seite des Stils gehören das vorangestellte Adjektiv in Kurzform als Attri¬but (rein Wolle, echt Gold), das nachgestellte unflektierte Adjektiv als Attribut (Butter extra fein, Wirkwaren anschmiegsam, pflegeleicht u. a.) Dieser Gebrauch ist hauptsächlich für die Werbesprache (Reklame) charakteristisch.

Der nachstehende Text aus der Rede „Russland, Europa und die Welt – Perspektiven der Zusammenarbeit in globalen Sicherheitsfragen " soll eine Illustration des amtlich-offi¬ziellen Stils sein (AA-Homepage : Außenpolitik : Reden - 05.02.2006):

Beispieltext:

meine Damen und Herren Minister,

meine Damen und Herren Abgeordnete,

Exzellenzen,

sehr geehrte Damen und Herren,

als erstmaliger Teilnehmer dieser Konferenz bin ich weit entfernt von der Erwartung an Medaillen. Herr Senator McCain, herzlichen Glückwunsch für Sie. Worum ich lediglich bitte, ist, ein bisschen Verständnis dafür, dass ich als erstmaliger Teilnehmer vielleicht mit einigen Ausführungen ein bisschen ausholen muss in den Stoff des gestrigen Tages.

Die Münchener Sicherheitskonferenz, meine Damen und Herren, ist seit Jahrzehnten ein zentraler Ort des transatlantischen Dialogs. Dialog über eine Partnerschaft, die neben der europäischen Integration die andere feste Säule der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik ist.

Eine Partnerschaft, die auf gemeinsamer Geschichte, gemeinsamen Werten, auf politischer und wirtschaftlicher Verbundenheit und auf kultureller Nähe beruht. Das stand im Vordergrund auch der Rede der Bundeskanzlerin gestern. Unsere Wertegemeinschaft bewährt sich auch gerade auch dort, meine Damen und Herren, wo manche die größten Unterschiede vermuten: ich spreche vom Einsatz für Freiheit, für Demokratie. Und ich sage: auch die NATO verkörpert diese Wertegemeinschaft. Sie hat schon in der Vergangenheit entscheidend dazu beigetragen, dass Amerikaner, Deutsche und Russen sich gemeinsam über Fragen globaler Sicherheit verständigten.

Und die NATO, das wissen wir nicht erst seit gestern, ist in einem nicht einfachen Transformationsprozess, in dem man sich einstellen muss auf veränderte politische Rahmenbedingungen und damit auch auf veränderte Einsatzbedingungen für die NATO. Die Diskussion dieses Transformationsprozesses, der Prozess selber, sind richtig, und das stand im Vordergrund der Diskussion des gestrigen Tages.

Translatorische Textanalyse